Wenn dein Smartphone dich besser kennt als deine Mutter
- Matyas Koszegi
- 20. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Warum wir FOSS brauchen, bevor wir alle zu gläsernen Menschen werden
Stell dir vor, du sprichst mit einem Freund über neue Laufschuhe – und zack! Plötzlich siehst du auf deinem Handy nur noch Werbung für Füße. Willkommen in der Welt der Big Data, wo jede deiner digitalen Bewegungen aufgezeichnet, analysiert, kategorisiert und – tadaa! – verkauft wird.

📦 Erstmal ganz simpel: Was ist Big Data und warum riecht’s hier nach Überwachung?
„Big Data“ klingt erstmal wie der Titel eines schlechten Science-Fiction-Films. Ist es auch – nur leider nicht Fiktion. Big Data bezeichnet die riesigen Mengen an Daten, die über dich gesammelt werden:
Was du klickst,
was du googlest,
wie lange du auf einem Katzenvideo verweilst (keine Schande),
und sogar, wie schnell du tippst.
Diese Daten werden nicht aus Jux gesammelt, sondern fein säuberlich ausgewertet – durch Algorithmen, die dich besser kennen als dein Ex. Oder deine Steuerberaterin. Oder beides.
Und dann wird’s verkauft: An Werbefirmen, Datenhändler, politische Kampagnen. Denn dein digitales Ich ist bares Geld wert. Und du hast’s nie autorisiert. Es sei denn, du hast die 45-seitigen AGBs wirklich gelesen. (Spoiler: Hast du nicht.)
🤫 Privatsphäre heißt nicht „Ich habe nichts zu verbergen“
Der wohl dümmste Satz der Neuzeit:
„Ich hab ja nichts zu verbergen.“
Doch, hast du. Jeder Mensch hat das Recht, selbst zu entscheiden, was er mit wem teilt und was nicht. Das ist keine Paranoia, das ist digitale Selbstbestimmung.Es geht nicht darum, ob du ein Doppelleben als Ballettlehrer führst. Es geht darum, ob dir ein multinationaler Konzern im Nacken sitzt und dir auf Schritt und Klick folgt.
Privatsphäre ist wie Unterwäsche:
Man hat sie. Man will sie. Und man zeigt sie nicht jedem.
🛠️ Die Rettung trägt Bart und benutzt Linux: FOSS
FOSS – Free and Open Source Software – bedeutet:
Die Software ist kostenlos,
offen einsehbar (damit man weiß, was sie tut – oder eben nicht tut),
und wird meist von Menschen gemacht, die nicht nachts heimlich für Facebook arbeiten.
FOSS ist keine Hipster-Spielerei. Es ist der digitale Widerstand gegen Überwachung, Tracking und Datenklau. Hier ein paar Superhelden-Tools, die mehr für deine Freiheit tun als dein VPN von 2007.
🦁 Brave Browser + Brave Search – Surfen und Suchen ohne Überwachung
Surfen, ohne dass dich Google mit Keksen vollstopft. Brave blockiert Tracker, Werbung und sämtliche Schnüffler – standardmäßig. Außerdem ist Brave deutlich schneller als andere Browser, weil eben nicht ständig 73 Werbenetzwerke im Hintergrund laden.
Und das Beste: Brave hat auch eine eigene Suchmaschine – Brave Search – die komplett unabhängig ist. Kein Bing, kein Google im Hintergrund. Keine Profilbildung, kein Tracking, keine personalisierte Blasenbildung. Einfach suchen, finden – und fertig.
🔐 Proton – Das Schweizer Taschenmesser der digitalen Privatsphäre
Proton Mail: Verschlüsselte E-Mails. Kein Mitlesen. Nicht mal für Proton selbst.
Proton VPN: Deine IP? Unsichtbar. Dein Datenverkehr? Abhörsicher.
Proton Drive: Cloudspeicher, der nicht deine Cloud durchsucht.
Proton Calendar: Kalender mit Verschlüsselung – für alle, die nicht wollen, dass Google weiß, wann sie die Katze impfen lassen.
📱 Signal & Session – Die Anti-WhatsApp-Revolution
Signal (https://signal.org) – so sicher, dass selbst Edward Snowden ihn empfiehlt. Komplett verschlüsselt. Quelloffen.
Session (https://getsession.org) – keine Telefonnummer nötig. Kein zentraler Server. Kommunikation wie aus einem dystopischen Zukunftsroman – nur in gut.
🐘 Mastodon – Twitter ohne Elon und ohne Wahnsinn
Ein dezentrales soziales Netzwerk, das weder Werbung noch Algorithmus-Folter kennt. Du wählst deinen Server – und kannst trotzdem mit allen interagieren. Revolutionär, ich weiß.
📺 Odysee – YouTube ohne Google-Gier
Videos ohne Tracking. Odysee basiert auf Blockchain-Technologie und lässt dir die Kontrolle über deine Inhalte. Und ja, dort gibt’s auch Katzenvideos.
📂 LibreOffice – Word, aber ohne Microsoft, Clippy und Datenschnüffelei
Kompatibel mit Word-Dateien, funktioniert offline, fragt nicht nach deinem Blutdruck. Warum also immer noch Google Docs benutzen?
OSMAnd – Navigieren ohne Google-Stalking
Du willst von A nach B, ohne dass Google weiß, wo du wohnst, arbeitest und heimlich Fast Food holst? Dann ist OSMAnd deine App.Sie basiert auf OpenStreetMap, funktioniert offline, speichert keine Daten und schickt nichts an Dritte. Ideal für alle, die keine Lust auf „Hallo, du bist gerade in der Nähe von XY – willst du nicht dort essen?“ haben. Ob du wanderst, Auto fährst oder einfach nur wissen willst, wo der nächste Bäcker ist – OSMAnd macht’s möglich, ohne dich auszuspionieren.
Klar, du wirst nicht mit „Ihre Tankstelle hat heute ein Special-Angebot“-Benachrichtigungen bombardiert. Aber genau deshalb nutzt man’s ja.
🐧 Linux – Das Betriebssystem für Menschen mit Geschmack
Nutze z.B. Linux Mint, das selbst für Oma Edith benutzerfreundlich genug ist. Keine Zwangsupdates. Keine Telemetrie. Und nein, du musst nicht programmieren können.
📱 GrapheneOS – Android für Erwachsene
Ein sicheres, datenschutzorientiertes Betriebssystem für Pixel-Geräte. Kein Google. Keine Datenlecks. Nur du, dein Telefon und ein bisschen digitale Freiheit.
🧠 Fazit: Wer nicht selbst entscheidet, über den wird entschieden
Digitale Privatsphäre ist kein Luxus. Es ist ein Menschenrecht – wie Atmen oder sich über WLAN zu beschweren.FOSS gibt dir die Kontrolle zurück. Es macht dich nicht unbesiegbar, aber es bringt dich zurück an’s Steuer deines digitalen Lebens.
Denn ganz ehrlich: Wenn dein Kühlschrank mehr über dich weiß als deine besten Freunde, ist es vielleicht an der Zeit, mal auf „Zurücksetzen“ zu klicken – und zwar nicht nur in den Einstellungen.
Wenn dir der Text gefallen hat, teile ihn weiter – vielleicht rettest du damit das nächste WLAN-Passwort. 🧠🛡️
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